ARTICLE: “Wir nannten es Arbeit: Zehn Jahre digitale Bohème.”
Understanding Digital Capitalism II | Teil 7
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Freiberufler hat es schon immer gegeben. So viele wie heute aber nie: Schnelles Netz, günstige Laptops, Smartphone-Flatrates und Coworkingspaces auf der ganzen Welt machen vor allem das digitale Arbeiten von überall möglich, für viele Menschen wirkt das „soloselbständige“ Arbeiten ohne Festanstellung nach wie vor ungemein sexy. Vor zehn Jahren herrschte besondere Aufbruchsstimmung: Freelancen wurde zum „dernier cri“, es gab sogar Zuschüsse vom Staat für „Ich-AGs“ und in frisch eröffneten „Laptop-Cafés“, allen voran dem berühmten „St. Oberholz“ in Berlin-Mitte, trafen die digitalen Arbeitsnomaden auf Gleichgesinnte. Mittendrin, 2006, erschien die damalige Bibel der Freelancer: „Wir nennen es Arbeit“ von Holm Friebe und Sascha Lobo. Wer freibestimmt arbeitet, lebt besser, so die Kernaussage. Zeitgeist. „Die Individualisierung, die der wichtigste gesellschaftliche Trend des 20. Jahrhunderts war, könnte damit im 21. Jahrhundert erst ihre eigentliche Qualität offenbaren: indem Individuen ihre Individualität nicht mehr nur über den Konsum, sondern auch darüber entfalten, was, wann und wie sie arbeiten.“, heißt es darin. Jetzt ist 2016. Sind die „Solo-Selbständigen“, wie sie heute heißen, auf der Mead’schen Bedürfnispyramide dank freier Arbeit tatsächlich gen Selbstentfaltung nach oben geklettert? Unser Autor Timo Daum bilanziert.